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ÜBER FIESCH:

Ursprung und Name Fiesch wird urkundlich erstmals im Jahre 1203 erwähnt, indem Rudolf de "Vios" in einer Urkunde des Abtes von Disentis als Zeuge genannt wird. Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts mehrmals. Während man von 1438 bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts fast immer "Viesch" schrieb, lautete die Schreibweise durch Bundesbeschluss vom 15. August 1905 "Fiesch". Güter und Rechte

Die ersten nachgewiesenen Feudalherren (Grundbesitzer und Inhaber verschiedener Rechte) waren die Ritter de Castello, de Castris, die Ritter und Junker von Fiesch, die Grafen und Blandrate (oder Biandrate) von Visp und deren Nachfolger Ritter Franz von Compeys. Aus einer Urkunde vom 04. Juni 1348 geht hervor, dass auch die Herren von Raron irgendwelche Rechte in Fiesch und Fieschertal besassen. Da die adeligen Herrschaften beim Volke nicht sehr beliebt waren, verkauften sie in der Folge ihre Güter und Rechte an die Gemeinde oder an einheimische Bewohner. Hierdurch erlangten die Gemeinden wohl grössere Freiheiten und mehr Selbständigkeit, aber eine gewisse politische und wirtschaftliche Abhängigkeit gegenüber dem rechtmässigen Landesherren, dem Bischof von Sitten, verblieb. Die bischöflichen Beamten, deren Rechte sich vielfach auf die Nachkommen vererbten, hiessen Viztum, Meier und Kastlan (Ammann) und zogen die Zehnten und Abgaben ein. Im Laufe der Zeit kauften sich Private, meist aber die Gemeinde, von den Zehnten los. So erwähnen wir aus den Urkunden im Gemeinde- und Pfarrarchiv z.B. folgende Freikäufe: am 11. Februar 1563 kauft die Gemeinde Fiesch für 45 Pfund den halben Zehnten von Georg Perisch von Brig, lastend auf den Gütern zwischen dem Mühlebach und den weissen Lauinen, am 23. Februar 1568 den ganzen  noch schuldigen Zehnten zwischen Milibach und weissen Lauinen für 146 Pfund von Catharina Schertig und Verena, Tochter des Meiers Kaspar Huber, am 14. Februar 1570 für 100 Pfund den Anteil eines Zehnten, der einst dem Meier Martin Huber gehörte, am 12. April 1570 für 50 Pfund einen Zehnten von Johann Kräig, am 10. August 1646 den halben Schinerzehnten für 700 Pfund von Peter Schiner und am 02. März 1647 endlich den restlichen Schinerzehnten für die damals hohe Summe von 331 Pfund.

Der Freikauf von den Verpflichtungen gegenüber den bischöflichen Beamten kostete die Gemeinde Fiesch eine schöne Summe Geld. Doch erstarkte damit die Freiheit und das Eigenleben der Dorfschaft.

Das Entstehen der Gemeinde Fiesch

Eine ganze Anzahl kleine Körperschaften bildeten die Dorfmarkt Fiesch. Sie wurden Quartarien oder Viertel genannt. In den Urkunden werden folgende angeführt: Fiesch (der heutige Dorfkern und Stahlen), Überegga, Biel (Spembule), Fuxwiler, Moos, Birchi und Wiler, das bis ca. 1835 eine selbständige Gemeinde bildete mit eigenem Gemeindewald und eigener Alpe. Noch 1802 bei der Bezahlung der Kriegskontribution für die Franzosenkriege (1798/99) wird Wiler als unabhängige Gemeinde aufgezählt. Neben den genannten Weilern bestanden noch weiter bewohnte Siedlungen: Am Bord, Bienen oder Bynen, Bircheye, Im Hof, Im Matt, Stirnig, Schlucht und Resti. (Johann in der Resti, gest. 1771, war Schreiner und 20 Jahre Sakristan in Fiesch). Zum Teil infolge der grossen Pestseuchen (1566) sind ganze Weiler ausgestorben, zum Teil wollte man sich wahrscheinlich mit der Zeit näher beim Dorf ansiedeln.

Die erste bekannte Gemeindesatzung sind die Abmachungen der Bauernzunft vom 23. Mai 1470, welche für das ganze Gemeinde-Geschnitt Geltung hatten. Die Verordnungen betrafen vorzüglich den Schutz der Alpen, Wälder und Allmenden wie auch deren Bewirtschaftung. In den Satzungen wurde nicht nur vom Holzschlagen, "schaben" und "lauben", vom Alpauftrieb für Schafe und Schweine und von den Alprechten geschrieben, sondern auch von der jährlichen Ernennung von zwei oder mehreren Gewalthabern oder Aufsehern, von der Verpflichtung für die einzelnen Dorfteile Stiere zu halten und das Alp-Gemeindewerk im Frühjahr unter Strafe von 1 Sold auszuführen. Der Verkauf von Alprechten war dem Viertel Fiesch anzuzeigen. In dieser Bauernzunft findet das Kloster Gnadenberg keine Erwähnung mehr, so dass angenommen werden muss, dass es rechtlich nicht mehr bestand, obwohl die offizielle Aufhebung erst am 31. Aug. 1489 geschah. Die Bauernzunft blieb viele Jahre lang in Kraft und wurde erst durch Gemeinde- und Alpreglemente abgelöst, so durch einen Akt aus dem Jahre 1700. In früheren Zeiten hatten die Feudalherren bezüglich der Eyen, Alpen und Wälder ein Drittel Verfügungsrecht beansprucht und die Gemeinde zwei Drittel. Das Kloster Gnadenberg, das vom Junker Wilhelm von Fiesch verschiedene Güter und Rechte gekauft hatte, geriet deswegen mit den Vierteln der Dorfmarkt Fiesch in einen Steuerstreit, doch konnten in einem schiedsrichterlichen Entscheid vom 13. Juli 1344 die Alprechte des Klosters und das Recht am "Blaseggenwald" geregelt werden. In Steuerangelegenheiten wurde am 06. Februar 1376 ein Abkommen getroffen, da die Gemeinde vorher die Klostergüter mit 600 Pfund für die Versteuerung eingeschätzt hatte. Für die Besteuerung der Güter müssen also schon vor den Abmachungen der Bauernzunft Verordnungen bestanden sein.

Verkehrswesen und Tourismus

Die alte Saumstrasse durchs Goms führte über den Zenden-Hauptort Ernen. Eine fahrbare Strasse auf der Sonnenseite des Tales wurde zwischen Fiesch und Lax im Jahre 1836 in Angriff genommen. Fertig ausgebaut wurde die Strasse durchs Goms und über die Gebirgspässe Furka und Grimsel erst 1852 - 1863. An die Gesamtkosten von Fr. 212'265.68 zahlte die Gemeinde Fiesch Fr. 1'307.84. Der nächste Ausbau der Furkastrasse geschah in den Jahren 1937/38. Die Bauleitung hatte der spätere Bundesrat Roger Bovin inne.

Mit dem Bau der fahrbaren Strasse setzten Aufschwung und Entwicklung der Gemeinde Fiesch ein. Von 1865 an, führte im Sommer täglich eine Pferdepost von Brig nach Oberwald, Gletsch und Andermatt. Fiesch  war Pferdewechsel-Station. Letztmals fuhr die Pferdepost am 31. Mai 1915. Die Arbeiten am zweiten wichtigen Verkehrsträger, der Furkabahn, begannen im Frühjahr 1911 und waren am 30. Juni 1914 bis Gletsch beendet. Bei der Einweihung an diesen Tage spielte u.a. auf dem Bahnhof die hiesige Dorfmusik. Weil Ende Juli 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, musste die Betriebsaufnahme um ein Jahr verschoben werden. Am 01. Juni 1915 nahm die Furkabahn offiziell den Betrieb auf. Anfangs Juli 1926 war auch das letzte Teilstück Gletsch-Disentis betriebsbereit. Von der Eröffnung des Furka-Basistunnels im Jahre 1982 verspricht sich Fiesch, als bestausgebauter Ferienort im Goms, zusätzliche Belebung im Tourismus.

Als bedeutendstes Wird der neuesten Zeit ist die Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn mit all ihren Nebenanlagen zu betrachten. Die Gründung der Gesellschaft erfolgte am 27. April 1963 mit dem Zweck, auf das weltbekannte Eggishorn eine Luftseilbahn zu bauen. Am 02. Juli 1966 nahm die Bahn den Betrieb auf der 1. Sektion auf und am 09. März 1968 auf der 2. Sektion. Seither hat das Unternehmen, welches unter tatkräftiger Mithilfe von Munizipal- und Burgergemeinde zustande gekommen ist, nahezu siebzehn Millionen Franken in den Weiterausbau der Anlagen investiert.

Mit der Inbetriebnahme der Seilbahn Fiesch-Eggishorn und des "Feriendorfes Fiesch" (1967, 1000 Betten) brach für Fiesch eine neue Ära im Bereiche des Tourismus an. Begonnen hat dieser allerdings schon mehr als hundert Jahre früher, nämlich 1856 mit dem Bau des ehemaligen Hotels Jungfrau am Eggishorn durch Alexander Wellig. Das Hotel erlebte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine wahre Blütezeit. Es ist am 20. April 1972 durch Brandstiftung zerstört worden. Die Ruinen wurden im Sommer 1980 niedergerissen. Zu Beginn der siebziger Jahre des Letzten Jahrhunderts entstanden ferner die Hotels Glacier et Poste (1870) und des Alpes (1871). In den vergangenen 13 Jahren bauten wagemutige Einheimische neun weitere Hotels und dazu sprossen Hunderte von Chalets wie Pilze aus dem Boden, so dass heute gesamthaft über 3500 Gästebetten zur Verfügung stehen.

So hat sich Fiesch im Verlaufe von wenigen Jahren vom Bauerndorf zum bedeutenden Kurort gewandelt, der im Walliser Tourismus keinen geringen Platz einnimmt.